Die landwirtschaftliche Tierhaltung ist einer der größten Verursacher für den Klimawandel, verbraucht enorme Ressourcen, ist verantwortlich für die Abholzung der Regenwälder, für die Zerstörung der Böden, eine geringere Artenvielfalt und die Verschmutzung unserer Gewässer. In diesem Artikel erfährst du, wieso das so ist und warum eine pflanzliche Ernährung ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz ist.
Wenn Menschen vegan werden, entscheiden sie sich meistens erstmal aus ethischen Gründen dafür. Einige finden auch heraus, welche gesundheitlichen Vorteile eine pflanzliche Ernährung haben kann und stellen sich auch deswegen um. Was viele anfangs gar nicht so auf dem Schirm haben: Eine gesunde vegane Ernährung ist das Beste, was du für den Umweltschutz tun kannst!
Klimawandel
Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ist die Tierwirtschaft für 14,5 Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Der Großteil der Emissionen entsteht in der Tierhaltung durch Verdauung und Ausscheidungen der Tiere sowie durch Abholzung von Wäldern zum Anbau von Futtermitteln und zur Schaffung von Weideflächen.
Mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt auch der globale Fleisch- und Milchkonsum stetig an. Deshalb gehen Schätzungen davon aus, dass 2050 bereits 50 bis 80 Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase von der Landwirtschaft verursacht werden.
Abholzung von Regenwäldern
In ihrem Waldbericht (The State of the World’s Forests) aus dem Jahr 2020 schätzt die FAO, dass seit 1990 weltweit 14,9 Millionen Quadratkilometer Wald abgeholzt wurden. Das ist fast zwölf Mal die Fläche von Deutschland! In diese Zahl sind nicht nur die tropischen Regenwälder eingerechnet, sondern alle Arten von Wälder.
In den Tropen gibt es laut FAO-Waldbericht heute 18,27 Millionen Quadratkilometer Regenwald. Der Großteil davon liegt in den drei großen Regenwaldgebieten der Erde: im Amazonasbecken, im Kongobecken und in Südostasien. Die Open-Source-Webanwendung Global Forest Watch (GWF) hat berechnet, dass in den Tropen jedes Jahr 41.200 km2 Regenwälder abgeholzt werden. Das entspricht der Fläche von zehn Fußballfeldern pro Minute!
Soja als Futtermittel für „Nutztiere“
Der Amazonas-Regenwald wird abgeholzt, um Platz für Monokulturen zum Anbau von Soja zu schaffen. Ein populäres Argument gegen die vegane Ernährung ist daher, dass das Soja für vegane Produkte wie Tofu den Regenwald zerstört. Das ist nicht korrekt, denn 75 Prozent des weltweit angebauten Sojas werden zu Futtermittel für „Nutztiere“ verarbeitet! Auch Tiere in Europa werden mit Soja gefüttert!
Für die Produktion von Sojamilch und Tofu wird hingegen Soja aus Deutschland, Österreich oder Frankreich verwendet. Bekanntlich gibt es in diesen Ländern keinen Regenwald. Das Soja wird dort gezielt für die Herstellung dieser Produkte angebaut. Die Produzenten geben auf der Verpackung in der Regel die Herkunft der verwendeten Sojabohnen an. Das lässt sich also leicht nachvollziehen und wir können festhalten, dass die Tierwirtschaft für die fortschreitende Abholzung der Regenwälder verantwortlich ist, nicht der Sojakonsum von vegan lebenden Menschen.
Verschwendung von Ressourcen durch Tierhaltung
83 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche werden für Weidehaltung und Futtermittelanbau verwendet. Allerdings werden durch die Tierhaltung nur 18 Prozent der Kalorien und 37 Prozent der Proteine erzeugt. Das System ist also hochgradig ineffizient.
Dazu kommt, dass für die Erzeugung von tierischen Produkten nicht nur Futter und Weideflächen benötigt werden, sondern auch Wasser, Strom und Ressourcen für den Transport. Diese Ressourcenverschwendung ist mitverantwortlich für den Klimawandel und den Welthunger
Wasserverschwendung
Wasser wird auf unserer Erde immer knapper. Nur drei Prozent des globalen Wassers sind Trinkwasser, aber nur 0,4 Prozent davon sind dem Menschen zugänglich. Der große Rest ist in Gletschern oder polaren Eiskappen eingeschlossen, im Boden oder in der Atmosphäre gespeichert, zu weit unter der Erdoberfläche, stark verschmutzt oder mit antibiotikaresistenten Keimen belastet.
Für die „Produktion“ von einem Kilogramm Rindfleisch werden 15.500 Liter Wasser benötigt! Bei Schweinefleisch sind es 4.730 Liter und bei Geflügel 4.000 Liter. Dass eine pflanzliche Ernährung Wasser einspart, zeigt sich an den Wasserverbrauchswerten für pflanzliche Produkte: Gemüse und Obst sind die Lebensmittel mit dem geringsten Wasserverbrauch. Für ein Kilo Tomaten werden 110 Liter Wasser benötigt, für Karotten 130 Liter, für Kartoffeln 210 Liter, für Erdbeeren und Zwiebeln 280 Liter. Zitronen kommen auf 360 Liter pro Kilo, Äpfel auf 700 Liter und Bananen auf 940 Liter Wasser.
Selbst bei den oft verteufelten Avocados liegt der Wasserverbrauch pro Kilogramm mit 1.500 Litern immer noch um ein Vielfaches geringer als bei Fleisch. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass der Fleischkonsum weltweit viel höher ist als der Konsum von Avocados. Ein umweltbewusster Veganer wird aber trotzdem heimisches Obst und Gemüse den importierten Avocados vorziehen.
Schäden für die Böden
Laut FAO werden 30 Prozent der Erdoberfläche für Tierhaltung genutzt. Dazu zählen Weideflächen und Ackerflächen für Futtermittel. Die landwirtschaftliche Tierhaltung beeinträchtigt die Böden stark. Bodendegregation bezeichnet die Zerstörung von fruchtbaren Böden und diese nimmt durch die steigende Nachfrage nach Fleisch immer mehr zu. Die Bodenqualität leidet unter Monokulturen für Futtermittel und Überweidung. Dadurch kann weniger angebaut werden, wodurch wiederum die Ernährungssicherheit gefährdet wird.
60 Prozent des in der EU angebauten Getreides landen in den Futtertrögen von „Nutztieren“. Wenn alle Menschen vegan leben würden, gäbe es genug Nahrung für vier Milliarden zusätzliche Menschen auf der Erde. Je mehr tierische Produkte wir essen, desto weniger Menschen können wir ernähren. Veganismus ist also indirekt auch ein Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit und gegen den Welthunger.
Der Boden kann nur eine begrenzte Menge Dünger und Gülle aufnehmen. Alles darüber hinaus gelangt in den Wasserkreislauf und belastet dadurch das Trinkwasser und die Meere. Herbizide und Pestizide, die gegen Unkraut und für höhere Erträge eingesetzt werden, töten alles, was nicht gegen sie resistent ist und belasten außerdem das Grundwasser.
Was würde es für die Umwelt bedeuten, wenn die ganze Welt vegan wäre?
Die University of Oxford hat die bisher umfangreichste und detaillierteste Studie über die ökologischen Auswirkungen unseres Ernährungssystems publiziert. Darin wurden Daten von 38.700 landwirtschaftlichen Betrieben in 119 Ländern aus 570 Studien zusammengetragen und analysiert.
Das Problem: 83 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen und 60 Prozent der Treibhausgasemissionen unseres Ernährungssystems entfallen auf tierische Produkte, obwohl diese nur 18 Prozent der Kalorien und 37 Prozent der Proteine liefern.
Angenommen, die ganze Welt wäre vegan. Dann würden sich die Treibhausgasemissionen aus dem Ernährungssystem und die Versauerung der Böden halbieren. Eine Fläche würde frei werden, die größer ist als Russland und Kanada gemeinsam! Dich pflanzlich zu ernähren ist das Beste, was du gegen den Klimawandel tun kannst!
Quellen
Castelo, Jeremiah (2021): What is the Percentage of Drinkable Water on Earth? Zugriff am 15. Juli 2021. Verfügbar unter https://worldwaterreserve.com/percentage-of-drinkable-water-on-earth/
FAO (2020): The State of the World’s Forests. Zugriff am 15. Juli 2021. Verfügbar unter http://www.fao.org/3/ca8642en/CA8642EN.pdf
Faszination Regenwald: Flächenverluste – wie viel Regenwald geht verloren? Zugriff am 15. Juli 2021. Verfügbar unter https://www.faszination-regenwald.de/info-center/zerstoerung/flaechenverluste/
Global Forest Watch (GFW): https://www.globalforestwatch.org/
Peta (2020): Bodendegradation: Landwirtschaftliche Tierhaltung zerstört den Boden. Zugriff am 15. Juli 2021. Verfügbar unter https://www.peta.de/themen/bodendegradation/
Peta (2020): Wasserverbrauch für Fleisch: Wie hoch ist er wirklich? Zugriff am 15. Juli 2021. Verfügbar unter https://www.peta.de/themen/wasser/
Poore, Joseph; Nemecek, Thomas (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Zugriff am 15. Juli 2021. Verfügbar unter https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987
Vegane Gesellschaft Österreich (2019): Wie die Erde noch zu retten ist. Zugriff am 15. Juli. Verfügbar unter https://www.vegan.at/inhalt/umwelt-studie
Bilder: Canva
Ich bin die Gründerin von Oats and Crumbs und habe 10+ Jahre Küchenerfahrung. Seit 7 Jahren entwickle ich Rezepte und fotografiere Food. Davor war ich Redakteurin bei einem Fachmagazin für Spitzengastronomie und durfte die berühmtesten Köche der Welt treffen. Ich bin zertifizierter Naturally Health Coach und arbeite selbständig als Bloggerin und Food Fotografin.